Ist Übergewicht ein Problem? Die sich oft selbst nennenden „gemütlichen Dicken“ werden das bestreiten. Dennoch darf man deutliche Hinweise nicht übersehen: Übergewicht wirkt sich für Betroffene meist negativ aus.
Wer jetzt nur gesundheitliche Folgen benennt, der denkt zu kurz. Auffällig ist: Wer dick ist, hat auch oft Probleme im sozialen Kontext, so auch im Beruf.
Zu viele Kalorien und Kilos gefährden die Karriere. Weitere soziale Folgen sind dann absehbar. Diese wirken erneut negativ auf die Gesundheit, auch das Selbstwertgefühl leidet.
Nüchtern betrachtet: Die Geschichte des „Dicken“, der dennoch gesund, erfolgreich und glücklich ist, bleibt ein Mythos. Das glauben zunehmend nur noch die Betroffenen.
Gesundheitsrisiko Übergewicht – eigentlich Warnung genug
Übergewicht ist im wahrsten Sinne des Wortes lästig. Aber es macht auch empfänglicher für viele andere Krankheiten.
Beispielhaft werfen wir einen Blick auf das Herz-Kreislauf-System: Wer viel wiegt, der hat mehr Körperfett, dieses muss durchblutet werden, daher hat er auch überdurchschnittlich mehr Blut im Körper. Für das Herz bedeutet das Mehrarbeit und schnellere Organalterung. Auch der Herzmuskel selbst ist verfettet. In den Gefäßen bildet sich meist ein Bluthochdruck. Hiermit steigt das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfälle und andere akute oder chronische Blutgefäßerkrankungen.
Auch das Risiko für Diabetes steigt: Je höher das Körpergewicht, umso mehr Insulin wird verbraucht. Die Fettzellen verursachen eine Insulinresistenz. Irgendwann steigt der Blutzuckerspiegel. Mögliche schädliche Folgen der Diabetes wiederum sind immens und vielfältig.
Ein ganz aktuelles Szenario beleuchtet ebenso die besonders gefährdete Lebenslage der Menschen, die übergewichtig sind:
Es wird zunehmend deutlich, dass Übergewicht den Verlauf einer möglichen Covid-19 Infektion, und in Folge Corona Erkrankung stark verkomplizieren kann. Die britische Regierung forderte daher ihre Bürger mit Übergewicht bereits auf: Nehmt ab. Aber wie? Damit bleiben Betroffene oft alleine.
Übergewicht führt auch zu Bewegungseinschränkungen, sozialen Ängsten und Rückzug.
„Machen Sie doch mal Sport!“ Das wirkt auf dicke Menschen oft kontraproduktiv und frustrierend.
Doch durch Bewegungsmangel bilden sich die Muskeln zurück, die Gelenke „rosten ein“. Menschen, die übergewichtig sind, ziehen sich zunehmend aus dem Leben und von anderen Menschen zurück. Es drohen Vereinsamung und Depression. Wir kommen damit in den Bereich, der zeigt: Körperfülle beeinflusst auch das soziale Verhalten.
„Dick sein“ hat oft soziale Ursachen
Studien belegen, dass übergewichtige Eltern signifikant häufiger übergewichtige Kinder haben. Früher war es ein beliebter wissenschaftlicher Streit: Ist ein solches Ergebnis auf Vererbung oder auf soziale Prägung zurückzuführen? Heute muss man eventuell davon ausgehen, dass beide Faktoren gleichzeitig negativ wirken, eine Karriere als Übergewichtiger droht.
Eltern haben Vorbildfunktion. Es verwundert kaum, wenn Kinder ihre Eltern in deren Essverhalten und Bewegungsmustern kopieren. Und wenn in der Pubertät ein konstruktiver Trotz gegen das Elternverhalten kommen könnte, sind Kinder „dicker Eltern“ oft selber bereits übergewichtig. Eine mögliche genetische Disposition tut ihr Übriges.
Das ist aber keine rein private und familiäre Geschichte: In sozial benachteiligten Wohngegenden herrscht oft höhere Verkehrsdichte und mehr Kriminalität. Dies führt bei Bewohnern dort zu auffällig weniger Bewegung außerhalb der Wohnung. Wenn dann Lebensmittel stets verfügbar sind, essen bewegungseingeschränkte frustrierte Kinder (und auch Erwachsene) zusätzlich zwischen den Mahlzeiten.
All diese Einflüsse werden verstärkt durch eine niedrige Schulbildung, sowohl die der Eltern als auch die deren Kinder: Rein rationale Kampagnen für gesundes Essen und bewegungsreiches Leben gehen an diesen Schichten oft wirkungslos vorbei.
Forscher sprechen von adipogenen Lebenswelten, aus denen man schwer herauskommt, vor allem, wenn man noch nicht volljährig ist. Für dicke Kinder beginnt die Karriere als Objekt des Spottes schon in der Schule. Vor allem der Sportunterricht wird zu einer Qual in mehrfacher Hinsicht: In Sportbekleidung kann man Körperfülle nicht verstecken, die körperliche Leistungsfähigkeit wird von allen sichtbar als mangelhaft erlebt, der Spott nimmt zu.
Doch nach der Schule wird es oft nicht besser: Mit der Karriere im Beruf ist es mit Übergewicht im wahrsten Sinne des Wortes „schwer“.
Übergewicht – auch eine Karrierebremse
Studien weltweit belegen, dass adipöse Menschen im Beruf benachteiligt werden und oft im Hintertreffen bleiben. Und das unabhängig von Ausbildung, Intelligenz oder sozialer Herkunft. Eine Studie aus den USA beschreibt, dass Menschen mit Übergewicht im Jahr über 6.500 Dollar weniger als schlanke Kolleginnen und Kollegen.
Eine deutsche Studie der Universität Tübingen zeigt einen ähnlichen Effekt unter anderem Blickwinkel: Fast 150 Personalverantwortliche wurden Fotos von 6 Menschen mit unterschiedlichem Gewicht gezeigt. Aus einer Liste sollte der Beruf gewählt werden, den diese Personen vermeintlich ausübten. Es zeigte sich, dass dicken Menschen keine Führungsqualitäten zugetraut werden. Frauen werden hier noch negativer bewertet als Männer. Im Interview geben Personaler auch zu, dass sie bei gleicher Qualifikation und Eignung immer eher schlankere Bewerber auswählen würden.
Leider verstärken viele Gewohnheiten am Arbeitsplatz, etwa in Büroberufen, eine Tendenz zur Gewichtszunahme: Sitzen, wenig Bewegung, Stress, ungeregelte Pausen und oft ungesunde Nahrungsmittel bzw. Getränke. In einer US Studie zeigte sich, dass manche Berufe besonders die Gewichtszunahme fördern: 51 Prozent der befragten Lehrer, 56 Prozent der Ingenieure und 69 Prozent der Angestellten in
Büros, Sachbearbeitung und Verwaltung beschrieben Gewichtszunahme nach Beginn einer solchen Arbeitsstelle.
„Dick sein“ wird allgemein mit nicht gesund und nicht belastbar assoziiert. Bei Übergewichtigen zeigen sich schneller Anzeichen dafür , wie stärkeres Schwitzen, Kurzatmigkeit und Hautrötung im Gesicht. Dies wird dann als Bestätigung der bisherigen Vermutung gesehen. Übergewichtige kennen ihre resultierenden Mechanismen: Oft reagieren sie wie in der Kindheit gelernt mit Frustessen und sozialem Rückzug und
Misstrauen. Erneut zeigt sich beispielhaft der negative Zirkelschluss, in den übergewichtige Menschen immer wieder geraten.
Endlich raus aus dem Teufelskreis
Was deutlich geworden ist: Wenn ein Kind oder Erwachsener sich selbst als dick wahrnimmt, beginnt eine sich wechselseitig verstärkende problematische Selbst- und Fremdwahrnehmung. Menschen mit Übergewicht wird mit Vorurteilen und Ablehnung begegnet.
Dies führt zu schlechtem Selbstwertgefühl, das oft durch Frustessen, Apathie und sozialem Rückzug beantwortet wird. Auch auffällig: Oft binden sich dicke Menschen aneinander. Völlig verständlich, aber wenn ein gemeinsames Verändern der Problematik Übergewicht nicht gelingt, tragen resultierende Kinder einer solchen Beziehung, wie eingangs beschrieben, von Anfang an eine schwere Last.
Natürlich versuchen übergewichtige Menschen ihre Situation zu verändern. Meist sind die typischen Wege aber wenig erfolgreich: Diäten führen nach Anfangserfolg per Jojo-Effekt oft zu erneuter Gewichtszunahme. Andere „Wundermethoden“ halten nicht, was sie versprechen. Jede Niederlage solcher Art macht einen neuen Versuch schwerer.
Wenn Sie betroffen sind, fassen Sie Mut und informieren Sie sich. Es gibt Methoden, die schnell zu sichtbaren Erfolgen führen. Ihr Selbstwertgefühl kommt dann nach schweren Jahren wieder auf ein gutes Level. Sie ernten ungeahnt positive Rückmeldungen. Hieraus wächst Ihnen mentale Stärke auch für andere Lebensziele. Ziehen Sie also Bilanz, seien Sie mit sich ehrlich und nehmen Sie mit uns Kontakt auf.
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Kommentar Prof. Dr. Jörg Zehetner:
„Wir wollen vieles Verändern: Unsere Büro-Kollegen, den Chef austauschen, unseren Arbeitsplatz verändern – nicht immer haben wir wirklich Einfluss auf unsere Umgebung. Die Beeinflussung unserer Gesundheit, inklusive dem Körpergewicht, ist viel einfacher als gedacht: wir können nämlich aktiv und direkt Einfluss nehmen.“