Gesunde Ernährung im Widerspruch zu den Tricks der Lebensmittelindustrie

Eine gesunde Ernährung ist das A und O für einen gesunden Körper. Wenn Sie sich gesund ernähren möchten, sollten Sie beim Einkaufen im Supermarkt jedoch immer die Augen offen halten, um nicht auf ungesunde Tricks der Lebensmittelindustrie hereinzufallen. Informieren Sie sich in diesem Artikel anhand einiger Beispiele, worauf Sie achten sollten.

GGK Autorin: Als promovierte Diplom-Biologin kenne ich mich hervorragend in der medizinischen Forschung aus. War tätig als Wissenschaftlerin in den Bereichen Neurowissenschaften, Molekularbiologie und Pharmakologie.

„Gesunde Ernährung beginnt mit dem Interesse an Inhaltsstoffen – lassen sie sich nicht blenden von Verpackung und Aufdruck! Nehmen Sie sich Zeit für das Kleingedruckte – nicht immer ist „light“ oder „diet“ ein Zertifikat für wenig Zucker, sondern nur ein Trick etwas weniger Zucker - aber immer noch Zucker - als gesund zu verkaufen.“

Das Interesse am gesunden Essen

Während einerseits das Interesse für eine gesunde Ernährung steigt, erhöht sich zeitgleich der Absatz an industriell gefertigten Lebensmitteln. Beispielsweise ist der Absatz von Tiefkühlpizza in den letzten zehn Jahren um mehr als die Hälfte gestiegen.(1*) Auch die Zeit, die sich Personen durchschnittlich zum Kochen nehmen, ist rückläufig.(1*) Allerdings passen gesundes Essen und Essen aus der industriellen Fertigung meistens nicht zusammen. Dennoch versucht die Lebensmittelindustrie, das neue Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher aufzugreifen. Leider beschränkt sich das häufig nur auf die Werbebotschaften und führt nicht wirklich zu gesünderen Produkten. Schließlich liegt den Herstellern in erster Linie ihr eigener Umsatz am Herzen. Solange die Politik mehr der Lebensmittelindustrie als den Verbrauchern den Rücken stärkt, sollten Gesundheitsbewusste beim Einkaufen besonders aufmerksam sein und dürfen den Blick auf die oftmals sehr kleingedruckte Zutatenliste nicht scheuen. Im Folgenden verraten wir Ihnen die wichtigsten Tricks der Lebensmittelindustrie, die im Widerspruch zu einer gesunden Ernährung stehen.

Hauptsächlich beworbene Zutat nur in geringer Menge zu finden

Ein beliebter Trick der Lebensmittelindustrie ist die Werbung für ganz besondere Inhaltsstoffe, die jedoch in Wirklichkeit nur in recht geringen Mengen enthalten sind. Vor allem wenn neuartige Zutaten wie etwa Chiasamen bei der Produktwerbung herausstechen, kommt dieser Trick zum Einsatz. Neuartige Zutaten sind in der Regel teuer und gehören daher kaum zu den Hauptzutaten. Aber auch bei Altbekanntem ist der Trick weit verbreitet. Wer zum Beispiel einen Erdbeerfruchtriegel kaufen möchte und sich die Zutaten anschaut, wird nicht selten überrascht. Viele Hersteller verwenden den sogenannten Umfruchtungstrick, um aus vergleichsweise billigen Früchten wie Äpfeln und Rosinen den vermeintlichen Erdbeeranteil des Fruchtriegels herzustellen.(2*) Erdbeeren sind wesentlich teurer und deshalb oft nur gerade in der notwendigen Menge enthalten, um damit werben zu dürfen. Künstliche Aromen, Farbstoffe und Sirup verleihen den zuvor geschmacklos gemachten Äpfeln und Rosinen den erdbeerigen Geschmack, die Süße und die rote Farbe. Solche Fruchtriegel oder Müsliriegelhaben allerdings ohnehin in der Regel nichts mit einer gesunden Ernährung zu tun, sondern sind stattdessen bei den Süßigkeiten einzuordnen. Ähnliches gilt auch für viele weitere Produktgruppen wie etwa Fruchtjoghurt, Müslimischungen und Getränke. Lassen Sie sich dabei nicht von irgendwelchen Werbeaussagen täuschen. Schauen Sie lieber genau in der Zutatenliste nach, was wirklich enthalten ist. 

Die Tricks der Lebensmittelindustrie bei Zucker

Zucker ist in der Lebensmittelindustrie ein gern genutzter Rohstoff. Er ist preisgünstig und kann Produkte fülliger machen. Außerdem sorgt Zucker für einen intensiven süßen Geschmack, der bei vielen Verbrauchern beliebt ist und sogar das Verlangen nach mehr wecken kann. Wissenschaftler und Mediziner sehen Zucker hingegen mit anderen Augen. Sie liefern unzählige Belege dafür, dass ein hoher Zuckerkonsum Krankheiten begünstigen kann. Der Zusammenhang zwischen krankhaftem Übergewicht und übermäßigem Zuckerkonsum, vor allem in Verbindung mit stark zuckerhaltigen Getränken, gilt in der Wissenschaft als weitgehend unbestritten.(3-6*) Als Folge erhöht sich außerdem das Risiko für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen.(4*) Von den Auswirkungen eines übermäßigen Zuckerkonsums auf die Zahngesundheit ganz zu schweigen.(7-8*) Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher, dass freie Zucker maximal fünf bis 10 Prozent der Gesamtenergiezufuhr ausmachen sollten.3 Das entspricht je nach Energiebedarf etwa maximal 25 bis 50 Gramm freien Zucker am Tag für Erwachsene. Als sogenannter freie Zucker zählt jeder Zucker, der Lebensmitteln in irgendeiner Art zugesetzt wurde oder in Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten natürlicherweise enthalten ist.

Vorsicht vor der Zuckerfalle!

Zwar reagiert die Zuckerindustrie gewissermaßen auf das steigende Bewusstsein der Verbraucher und die Empfehlungen der WHO, auf weniger Zucker im Essen zu achten. Allerdings nicht auf die Weise, wie es eigentlich wünschenswert wäre. So ersetzen viele Hersteller Haushaltszucker bei der industriellen Fertigung von Lebensmitteln einfach gegen andere Zutaten, die den Zuckergehalt ebenso erhöhen, aber die die Hersteller nicht als „Zucker“ in der Zutatenliste ausweisen müssen.

(9*) Dazu gehören unter anderem:

  • Glukose
  • Fruktose
  • Glukose-Fruktose-Sirup
  • Milchpulver
  • Süßmolkenpulver
  • (konzentrierter) Fruchtsaft
  • Invertzuckersirup
  • Honig
  • Trockenobst

    Es kann sogar so weit gehen, dass die Hersteller mit einem Aufdruck wie „mit natürlicher Fruchtsüße“ oder „natursüß“ die Verbraucher in die Irre führen. Denn das bedeutet nicht, dass die Produkte einen niedrigen Zuckergehalt haben oder gesünder sind. Aussagen wie „zuckerfrei“ oder „ohne Zuckerzusatz“ sind hingegen gesetzlich geregelt, sodass Hersteller sie nur unter bestimmten Bedingungen verwenden dürfen. Aber selbst bei manchen Produkten ohne Zuckerzusatz, dürfen Sie den Zuckergehalt nicht unterschätzen. So enthält beispielsweise Apfelsaft natürlicherweise sehr viel Zucker. Mit einem Glas Apfelsatz ist die von der WHO empfohlene maximale tägliche Zuckermenge bereits erreicht.

Die Nährwerttabelle verrät den wahren Zuckergehalt

Wenn Sie den tatsächlichen Zuckergehalt eines Produktes wissen möchten, schauen Sie am besten auf die Nährwerttabelle. Diese muss den gesamten Zuckergehalt anzeigen. Orientieren Sie sich dabei immer an den Nährwertangaben pro 100 Gramm und weder an den Angaben pro Portion noch an den Prozentangaben der Tagesdosis. Die Portionsgrößen sind in vielen Fällen nämlich unrealistisch klein und täuschen daher eine niedrigere Zuckermenge vor. Außerdem beziehen sich die Hersteller für die Berechnung der Prozentangaben auf 90 Gramm Zucker als Tagesdosis. Diese von der Lebensmittellobby festgelegte Zuckermenge pro Tag ist deutlich höher als von der WHO empfohlen.9 Auf 90 Gramm Zucker bezogen erscheint der Zuckergehalt eines Produktes dann geringer, als wenn er auf die von der WHO empfohlenen 50 Gramm berechnet würde.

Die dreisten Behauptungen der Zuckerindustrie

Obwohl sich die Hersteller so viel Mühe geben, um den wahren Zuckergehalt zu verschleiern, bestreitet die Zuckerindustriedennoch die von Zucker ausgehenden Gefahren für die Gesundheit. Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) und der Verein der Zuckerindustrie (VdZ) behaupten, es gäbe keinen wissenschaftlichen Beleg, dass Zucker für die Entstehung von Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2 verantwortlich sei.

(10-11*) Für die WHO, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, die Deutsche Adipositas-Gesellschaft und für die Deutsche Diabetes Gesellschaft besteht hingegen kein Zweifel für einen Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Fettleibigkeit sowie erhöhtem Risiko für bestimmte Erkrankungen.

(3,5,6*) Der Zuckerkonsum verursacht zwar möglicherweise nicht direkt chronische Erkrankungen, aber die wissenschaftliche Datenlagespricht deutlich für einen indirekten Einfluss. Die Zuckerindustrie beruft sich immer auf den womöglich nicht vorhandenen direkten Einfluss, blendet jedoch den indirekten Zusammenhang einfach aus.

(10*) Schlichtweg nicht wahr ist jedenfalls die Behauptung der Zuckerindustrie, es gäbe KEINEN wissenschaftlichen Beleg. Auch bei dem Einfluss von Zucker auf Zahnkariesspielt die Zuckerindustrie die Gefahr herunter. (12*) Zahnmediziner sehen allerdings einen klaren Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und der Entstehung von Zahnkaries. (7-8*)

 Trick bei den Geschmacksverstärkern

Glutamat steht als Geschmacksverstärker seit längerer Zeit in der Kritik. Ob diese gerechtfertigt ist, hat die Wissenschaft noch nicht eindeutig klären können.(13*) Eine Sorge vieler Verbraucher ist, dass zugesetztes Glutamat übermäßig den Appetit anregt und auf diese Weise Übergewicht begünstigt. Wissenschaftliche Studien können diese Befürchtung bislang weder vollkommen entkräftigen noch zweifellos bestätigen.

(13-16*) So oder so sollten Verbraucher selbst entscheiden dürfen, ob sie Glutamat als Geschmacksverstärker im Essen haben möchten oder nicht. In der Zutatenliste kann sich Glutamat hinter folgenden Bezeichnungen verstecken:

  • Glutamat
  • L-Glutaminsäure oder E620
  • Mononatriumglutamat oder E621
  • Kaliumglutamat oder E622
  • Calciumglutamat oder E623
  • Ammoniumglutamat oder E624
  • Magnesiumglutamat oder E625
  • Würze
  • Hefeextrakt
  • Hefeflocken
  • Sojasauce
  • Sojaextrakte

Manche Hersteller bewerben ihr Produkt sogar mit der Aussage „ohne geschmacksverstärkende Zusatzstoffe“. In der Zutatenliste findet sich aber zum Beispiel Hefeextrakt. Rechtlich gehört Hefeextrakt nicht zu den geschmacksverstärkendenZusatzstoffen, jedoch enthält Hefeextrakt Glutamat und hat eine ähnliche geschmacksverstärkende Funktion.(17*) Es ist also nicht verwunderlich, dass viele Verbraucher diese Vorgehensweise als irreführenden Trick der Lebensmittelindustrie empfinden.

Light-Produkte schmälern hauptsächlich den Geldbeutel

Light-Produkte sind für die Lebensmittelindustrie eine sehr lohnende Erfindung. Beispielsweise können Hersteller von Light-Butteralternativen mit verschiedenen Hilfs- und Zusatzstoffen einen großen Anteil der teuren Butter durch Wasser ersetzen. (2,18*) Gleichzeitig erreichen sie oft noch, dass das Produkt streichzarter wird als Butter. Den vermeintlichen Mehrwert können die Hersteller dann teuer verkaufen. Bei anderen Light-Produkten führt ein geringerer Fettanteil zu einem höheren Zuckergehalt oder umgekehrt, damit der Geschmack nicht unter der Einsparung leidet.(19*) Künstliche Aromen können dabei ebenfalls vermehrt zum Einsatz kommen. Auch abgesehen davon bedeutet die Bezeichnung „light“ längst nicht, dass ein Produkt gesund ist. Der Anteil an Zucker, ungesunden Fetten oder anderen problematischen Zutaten kann selbst bei Light-Produkten zu hoch sein. Der einfachere, gesündere und zudem finanziell sparsamere Weg ist, lediglich eine reduzierte Menge des herkömmlichen Produktes zu essen.

Dunkel gefärbte Backwaren täuschen Vollkornanteil vor

Vollkornprodukte haben meistens zu Recht einen gesunden Ruf. Allerdings ist es nicht zuverlässig möglich, Vollkornprodukte direkt zu erkennen. Denn die Lebensmittelindustrie hat sich auch dafür einen Trick ausgedacht. So färben Backwarenhersteller ihre Produkte etwa mit Gerstenmalzextrakt ein und bestücken die eigentlich aus Weißmehl bestehenden Backwaren von außen mit ein paar Körnern.(20*) Wer nicht in die Zutatenliste schaut, kann solch ein Brot oder Brötchen dann schnell fälschlicherweise für ein Vollkornprodukt halten.

Tricks bei vegetarischen und veganen Lebensmitteln

Der Umsatz mit vegetarischen und veganen Lebensmitteln hat in den letzten Jahren immer mehr zugenommen.(21*) Gerade vegane Lebensmittel können in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz tatsächlich punkten.(22*) Wer jedoch meint, damit automatisch auch seiner Gesundheit einen Gefallen zu tun, sollte beim Einkaufen von vegetarischen oder veganen Fertigprodukten genauer hinschauen. Da viele Menschen vegetarische oder vegane Produkte aus ethischer Überzeugung kaufen, spielt der Preis häufig eine weniger wichtige Rolle. Das macht sich die Lebensmittelindustrie zunutze. Veganer Käse ist beispielsweise nicht selten teurer als echter Käse, obwohl er wie der heutzutage verpönte Analogkäse aus billigeren Zutaten mit hohem Wasseranteil hergestellt wurde.23 Gesünder als echter Käse ist veganer Käse ebenfalls nicht, wenn er aus gehärteten Fetten sowie Hilfs- und Zusatzstoffen besteht. Es gibt allerdings auch viele gute und gesunde vegetarische oder vegane Lebensmittel. Verbraucher müssen sich eben wie bei vielen anderen Produkten genau informieren und lieber einmal mehr die Zutatenlisten studieren.



Fazit

Leider ist es nicht so leicht mit dem gesunden Essen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Folgen von ungesundem Essen wie Fettleibigkeit bei bildungsschwachen Bevölkerungsgruppen häufiger auftreten. (24-25*) Aber jeder kann sich informieren, um die Tricks der Lebensmittelindustrie besser zu verstehen und zu umgehen. Vor allem Eltern sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein, welche Ernährungsweise sie ihren Kindern vorleben und mitgeben. Wer schon in der Kindheit die Grundlagen einer gesunden Ernährung lernt, profitiert sein ganzes Leben davon. Um mehr über gesunde Ernährung zu erfahren und auf dem Laufenden zu bleiben, abonnieren Sie doch einfach unseren Newsletter.

* = Quellen